Rolfshagen – Gestern und heute

 Im Folgenden soll wegen der besonderen Beziehung der Familie Bredemeier zu Rolfshagen über das (Über-) Leben in diesem Dorf - der Stamm-Heimat der Familie - in groben Zügen berichtet werden.

 

Die Informationen stammen teilweise aus dem Internet, zum größten Teil aber - und das mit freundlicher Genehmigung des Verlages - aus der sehr informativen und reichbebilderten Chronik

 

"Rolfshagen - ein Dorf erinnert sich - 700 Jahre Rolfshagen".

 

Alter des Dorfes Rolfshagen:

Das offizielle Alter eines Ortes zählt nach der ältesten aufgefundenen Nennung des Ortsnamens in einer Urkunde oder einem ähnlichen Schriftstück (Ersterwähnung). Für Rolfshagen trifft dieses zwischen 1304 und 1324 zu. Im Lehnsregister des Bischofs Gottfried von Minden wird in dieser Zeit zweimal der Hof zum Hohenfelde (Homvelde) in Rolfshagen (Rolveshaghen) genannt.

 

Erste Einzelhöfe:

Die Edlen von Deckbergen hatten im Borsteler Bruch drei Höfe angelegt, die später die Namen „Kattenbruch“, „Struckhof“ und „Huckesholl“ trugen. Sie gehörten vom Anfang an zur Kirche Deckbergen. Um die erste Jahrtausendwende entstanden drei weitere Einzelhöfe. Sie wurden nach ihrem Standort benannt. Der Hof zum Hohen Felde, der Bredehof und der Horsthof. Hatten die Menschen bis dahin nur einen Namen, den wir heute Vornamen nennen, so gaben sie sich jetzt zur Unterscheidung einen Zunamen. Die Besitzer der Höfe waren die Meier. Der Meier vom Struckhof war also der Struckmeier, der vom Horsthof der Horstmeier, der vom Bredehof der Bredemeier usw. Der Struckhof lag im südöstlichsten Teil Rolfshagens. Im Osten grenzte er an die Felder des Kattenbruchs, im Westen an den Bredehof. Im Süden war die Aue die Grenze. Ein Eichenwald in der Welle war die Abgrenzung nach Norden zu den Hagenhöfen.

 

Die Entwicklung bis zum 30.jährigen Krieg:

Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts existierten in Rolfshagen nur die vier alten Einzelhöfe, die sieben Hagenhöfe, der Kuhlhof, der Hukesholl und die Schwarze Mühle. Laut einer Steuerliste aus dem Jahre 1550 lebten zu der Zeit auf den 13 Höfen (ohne die Schwarze Mühle) 51 erwachsene Personen.

 

Rolfshagen im 30jährigen Krieg:

Während dieser Zeite zogen laufend fremde Heere durch das Schaumburger Land. Obwohl Rolfshagen während des ganzen Krieges von direkten Kriegshandlungen verschont blieb, waren am Ende des Krieges alle Höfe zerstört. Vermutlich wurden die Bauern von Rolfshagen erstmals im Jahr 1625 von plündernden Landsknechten heimgesucht, die nach deren Einquartierungen die Anwesen brandschatzten und mutwillig zerstörten und zu allem Übel zuerst 1626 und dann noch einmal 1636 auch noch die Pest einschleppten, woran viele Einwohner Rolfshagens starben. Die Anzahl der durch diese furchtbare Krankheit Gestorbenen ist heute nicht mehr feststellbar - in den „Schaumburger Amtsrechnungen“ aus dem Jahre 1646 wird die Einwohnerzahl Rolfshagens mit 14 Mann angegeben.

 

Nach dem 30jährigen Krieg:

Im Jahre 1747 zählte man in Rolfshagen 25 Haushalte. Vom Ende des 30jährigen Krieges bis zum Beginn des Siebenjährigen Krieges 1756, also in 108 Jahren, entstanden in Rolfshagen nur acht weitere Brinksitzerstellen. Rolfshagen wurde der neuen Grafschaft Schaumburg zugeordnet - fiel somit unter den Landgrafen von Hessen-Kassel. Die Bauern in Rolfshagen waren nicht glücklich über die neue Zugehörigkeit - neben der Tatsache, dass die westliche Dorfgrenze nun zugleich auch Landesgrenze war, wurden insbesondere die merklich höheren Steuern als störend und belastend empfunden, zumal der neue Landesherr jetzt auch den kleinsten Bauernhof in Rolfshagen zur Zahlung von Steuern verpflichtete. Für die Gründung neuer Höfe oder Hausstellen stand aus diesem Grund kein Geld mehr zur Verfügung.

 

Rolfshagen im 7jährigen Krieg. (1756 – 1763):

In dieser Zeit machten sich die Auswirkungen des Krieges auch in Rolfshagen bemerkbar. der Ort wurde zwar von Kampfhandlungen verschont, Einquartierungnen forderten wieder einmal Opfer an Geld, Gut undauch an Menschen.

 

Entwicklung nach dem Siebenjährigen Krieg:

Mitte des 18. Jahrhunderts bestand schon die Schulpflicht, ein Schulgebäude wurde jedoch erst nach dem Ende des siebenjährigen Krieges als 29. Gebäude in Rolfshagen errichtet. Dieses Schulgebäude vefügte über einen Unterrichtsraum, damals Schulstube genannt, und eine Lehrerwohnung.

 

Rolfshagens Bauernsöhne im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg:

Bauernsöhne, die nicht den väterlichen Hof erbten, also die Zweit- und Drittgeborenen, wurden von ihrem Landesherren zu Wehr- und Kriegsdiensten angeworben. Der Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel hatte in Rinteln das Füsilierregiment von Lossberg stationiert, in dem auch Bauernsöhne aus Rolfshagen ihre Wehrpflicht abzuleisten hatten. Gegen entsprechendes Entgelt verlieh er ganze Abteilungen dieses Regiments an solche Staaten, die einen Bedarf an Söldnern hatten. Das Ergebnis war, dass viele der so "verliehenen" Soldaten infolge der Kampfhandlungen getötet wurden und nicht in ihre Heimat zurückkehrten. Es ist nicht auszuschließen, dass Landgraf Wilhelm mit dem so erworbenen Geld das Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel erbaute.

 

Die Leineweber:

Sowohl auf den Bauernhöfen, als auch bei den Brinksitzern, klapperten im 18. Jahrhundert in Rolfhagen in fast jedem Haus die Webstühle. Auf den Höfen webte man einfaches schlichtes Leinen für den Eigenbedarf: Bettzeug, Leibwäsche, Hemden und Jacken. Auf den Höfen war es die Aufgabe der Alten, der Großmütter und Großväter, den Webstuhl zu bedienen. Die in Rolfshagen ansässigen Berufsleineweber versorgten zwar auch ihre eigene Familie mit ihren Erzeugnissen, hauptsächlich aber verkauften sie ihre Ware an Händler, die in regelmäßigen Abständen ins Dorf kamen. Zweit- und Drittgeborene Söhne von Bauernhöfen erwarben die Fertigkeit im Leineweben zumeist bei auswärtigen Meistern. Kamen sie nach Rolfshagen zurück, ließen sie sich hier als Brinksitzer nieder, und bewirtschafteten zusätzlich ein kleines Stück Land zur Deckung des Eigenbedarfs an Nahrungsmitteln - in der Regel weniger als einen Morgen. Ihren Bedarf an Flachs kauften sie bei einem Bauern, oder pachteten die erforderlichen Ackerflächen von einem Bauern.

 

Napoleon in Rolfshagen:

Der Name "Napoleon" ist gleich dreimal in Rolfshagen präsent:

  •  Es gibt eine „Napoleonstraße“; sie wurde in den Jahren 1836/37 angelegt., und
  • Das "Napoleonspiel". Alle zwei Jahre findet beim Rolfshäger Schützenfest das sogenannte „Napoleonspiel“ statt: Der Ursprung dieses „Napoleon- Spieles“ ist vermutlich bei den Veteranen des Deutsch/Französischen Krieges von 1870/71 zu suchen. Hier wird versucht , das Geschehen vom 2. September 1870 auf den Höhen bei Sedan nazuspeilen. Zwei Deutsche Armeen besiegten damals die Franzosen und nahmen Napoleon gefangen. Für die damaligen Kriegsteilnehmer spielte der sogenannte "Doktorwagen" eine bemerkenswerte Rolle: erlebten sie so doch zum ersten Mal die Anwendung von Regeln der Genfer Konventionen von 1864. Ärzte und Sanitäter kümmerten sich an vorderster Front um die Verwundeten. Männer, gekennzeichnet mit einem roten Kreuz auf weißer Armbinde, waren bisher auf einem Kriegsschauplatz nicht bekannt. Verständlich, dass die Veteranen von 1870/71 diese „Doktoren“ als festen Bestandteil in die Rolfshäger Napoleonspiele aufnahmen und dieses auch von späteren Generationen bis heute beibehalten wurde.
  • Die "Napoleontanne": Bis 1945 stand oberhalb der „Süßen Mutter“, dort wo heute die Straße nach Krainhagen abzweigt, eine riesige Fichte. Sie überragte alle Bäume und war weithin sichtbar. In den letzten Kriegstagen 1945 wurde sie von einer englischen Panzergranate getroffen. Heute steht an dieser Stelle ein Gedenkstein. Warum und wann die Napoleontanne ihren Namen bekam, ist nicht bekannt.

 

Von der Bauernkolonie zum Industriearbeiterdorf:

Die ersten Fabrikarbeiter in Rolfshagen waren die Schmiedegesellen auf dem Eisenhammer.

 

Als der Glasmacher Conrad Storm im Sommer 1799 von der Kurfürstlich Hessischen Regierung in Kassel die Genehmigung zur Errichtung einer Glasfabrik bei Obernkirchen erhielt, kaufte er oberhalb der Stadt am Waldrand ein Grundstück direkt am Wege nach Rolfshagen. Storm brachte etwa 15 Glasmacher mit. An Hilfskräften benötigte er zusätzlich die vierfache Anzahl an Arbeitern. Glasbläser, Heizer (auch Schürer genannt), Korbmacher und andere. Bei den anfänglich etwa 80 Arbeitern kamen einige auch aus Rolfshagen, die bislang irgendwo als Tagelöhner gearbeitet hatten oder gerade aus der Schule entlassen worden waren. Viele der dort Beschäftigten wurde zum Glasbläser oder Korbmacher ausgebildet, währen andere nur Hilfsarbeitertätigkeiten verrichteten.

 

Da für die Glasschmelze in der neuen Glashütte viele Kohlen benötigt wurden, wurde zur Deckung des erhöhten Brennstoffbarfs die Ausbildung zusätzlicher Berleute erforderlich. Die Söhne der Bergleute, sofern sie das 18. Lebensjahr vollendet hatten, wurden bevorzugt. So stieg auch in Rolfshagen die Zahl der Bergleute. Durch erhöhte Bautätigkeit um 1835 stellten die Steinbruchbesitzer auf dem Bückeberg mehr Steinhauer ein. In Rolfshagen wurden die Bauplätze knapp.

 

Es hatte sich ein Dorfkern zwischen Breinhof und Horsthof gebildet. Um 1890 lebte fast die Hälfte der Rolfshäger Einwohner zu dieser Zeit von der Arbeit im Bergbau und Glashütten. 1961 wurde der Bergbau in unserer Region endgültig stillgelegt. Stollen und Schächte sind im Bückeberg nicht mehr auffindbar. Nur sehr wenig erinnert noch an unsere Bergleute. An den Ortseingängen grüßen die Schilder „Glück auf Rolfshagen“, die auf Anregung eines Einwohners gestaltet und aufgestellt wurden.

 

Die Bauern werden frei - die Ablösungsgesetze: Erst durch das Ablösungsgesetz von 1832 hatten die Bauern die Möglichkeit, freie Eigentümer zu werden. Auf Antrag konnten sie sich freikaufen. Als Kaufpreis hatten sie das Zwanzigfache aller Abgaben und Leistungen eines Jahres, in Geldwert umgerechnet, zu zahlen. In Hessen, also auch in Rolfshagen, war der Kaufpreis nur das 18fache.

 

Rolfhagens Auswanderer:

Das neunzehnte Jahrhundert war das Jahrhundert der Auswanderer. In der Zeit von 1832 bis 1893 wanderten 115 Personen (einschl. Kinder) legal nach Amerika aus - alle sind namentlich erfasst und teilweise auch einschliesslich des benutzten Auswandererschiffes in entsprechenden Listen des Auswanderermuseums in Bremerhaven erfasst. Die Zahl der illegal nach Amerika ausgewanderten Rolfshagener ist nicht bekannt - es kann die doppelte Anzahl, vielleicht sogar auch noch mehr gewesen sein.

 

 

Die ersten Gewerbe- und Handwerksbetriebe:

Der erste Krämerladen in Rolfshagen wird 1866 erwähnt. 1895 waren unter den damals gezählten 872 Einwohnern schon die wichtigsten handwerklichen Berufe zu finden. Die diesbezüglichen Gesetze standen seit 1872 der Eröffnung eines Handwerksbetriebes nicht mehr entgegen. Ohne eine weitere Einnahmequelle z. B. in Form einer weiteren Nebentätigkeit, waren eigenständige Handwerksbetriebe zu der Zeit in Rolfshagen aber kaum existenzfähig. So waren die meisten Schuhmacher z. B. Bergleute, die Leineweber arbeiteten in der Glashütte oder als Tagelöhner auf einem Bauernhof. Im Laufe der Jahre folgten eine Schlachterei- und Fleischereibetrieb, eine Schneiderwerkstatt, eine Schuhfabrik, eine Bau- und Möbeltischlerei, eine Stellmacherei, eine Schmiede und schließlich auch ein Maurerbetrieb.

 

Rolfhagens Gaststätten:

Die ersten Konzessionen und Schankgenehmigungen wurden in Rolfshagen erst im 19. Jahrhundert erteilt. – Es bestehen, oder bestanden folgende Gastwirtschaften: Die Gastwirtschaft „Zum Krug“, (die heutige Straßenbezeichnung lautet: Zum Horsthof 4). Die älteste Gastwirtschaft, damals noch Schänke oder Krug genannt, bestand in Rolfshagen bereits vor dem 7. März 1832. Die Gastwirtschaft „Zum Kühlen Grund“ in der Napoleonstraße ist noch heute vorhanden. Die „Gastwirtschaft zur deutschen Tanne“ (heute Zum Bückeberg Nr.15). Die Gastwirtschaft „Zur frischen Quelle“ (heute Restaurant „Salve“). Die Gastwirtschaft „Zur Friedenslinde“ (heute Rolfshagener Straße 42). Das Hotel, Café und Restaurant Dohm (Restaurant in der Nähe des Freibades). Die Gastwirtschaft Bauer (Gastwirtschaft in der Kirchstraße 4), die Gastwirtschaft Käpt´n Aue (heute Welle Nr. 27) und die heute leider nicht mehr existente, eins aber gernbesuchte Gastwirtschaft „Süße Mutter“.

 

Technische Entwicklung auf den Höfen:

Muskelkraft und Pferdestärken erledigten Jahrhundertelang die schwere Arbeit auf dem Bauernhof. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Korn noch mit dem Dreschflegel ausgedroschen und mit der Wurfschaufel von der Spreu getrennt. Um 1880 kamen die ersten kleinen Dreschmaschinen auf. Um 1900 kamen die ersten Grasmäher (Balkenmäher) auf den Markt. 1905 gab es auf dem Breinhof schon den ersten Getreidemäher mit Selbstablage, und die ersten Drillmaschinen übernahmen die Aussaat. 1921 wurde Rolfshagen an das Stromnetz des Elektrizitätswerkes „Wesertal“ in Hameln angeschlossen. Anfang 1922 war jedes Haus mit Elektrizität versorgt. Für die Bauern und Handwerker bedeutete die Elektrifizierung in erster Linie Arbeitserleichterung. Heuwender und Düngerstreuer, vor allem aber die Bindemäher machten es möglich, dass viele Feldarbeiten von einer Person ausgeführt werden konnten. 1937 wurde in Rolfshagen der erste Ackerschlepper angeschafft (Lanz–Bulldog, 25 PS). Erst nach dem Kriege kamen stärkere Ackerschlepper von verschiedenen Herstellern auf den Markt, die inzwischen Traktor oder Trecker genannt wurden. Die weitere Technisierung in der Landwirtschaft bis hin zum Mähdrescher erfolgte dann in Riesenschritten.

 

Der Feuerschutz in Rolfshagen:

Jeder männliche Hausbesitzer war zu Feuerlöschdiensten verpflichtet und hatte einen Ledereimer bereitzuhalten. Im Brandfall wurden Eimerketten vom nächsten Teich, Brunnen oder Feuerlöschkolk bis zum Brandherd gebildet. Später kam eine handbetriebene Pumpe hinzu. Bis zum Jahr 1894 bildeten die Gemeinden Borstel, Poggenhagen, Bernsen und Rolfshagen einen sogenannten Spritzenverband. Das erste „Spritzenhaus“ kam im Jahre 1894 mit einer „Cylinderweite“ von 100 mm. Ein neues, größeres Spritzenhaus wurde 1922/23 als Haus Nummer 141 direkt neben der Schule gebaut. Nachdem Rolfshagen eine Wasserleitung erhalten hatte, wurden in den Jahren 1929 und 1930 auch die ersten Hydranten gesetzt. Somit war man bei der Wasserversorgung zur Brandbekämpfung nicht mehr nur auf die Feuerlöschkolke angewiesen. Am 12. Juni 1934 trafen sich Rolfshäger Bürger um die „Pflichtfeuerwehr“ durch eine freiwillige Feuerwehr zu ersetzen. Im Jahr 1954 wurde das neue Feuerwehrgerätehaus am jetzigen Standort im Horstsiek unterhalb der Badeanstalt errichtet. Groß genug um 3 Jahre später das erste Löschgruppenfahrzeug (LF 8), einen gebrauchten Opel Blitz, aufzunehmen. 1958 wurde zusätzlich eine Tragkraftspritze angeschafft, so dass die Wehr zu diesem Zeitpunkt optimal ausgerüstet war. Für die neuen Fahrzeuge und einen notwendig gewordenen Schulungsraum wurde das Gerätehaus 1973 sowie 1984 erweitert bzw. umgebaut. Der letzte große Umbau erfolgte in den Jahren 2006 und 2007.

 

Die Arbeitslosenzeit:

1927 hatte Rolfshagen 968 Einwohner, die sich auf 267 Haushalte verteilten. 16 Haushaltsvorstände waren Bauern, 62 gingen zum Bergwerk, 49 arbeiteten in der Glasfabrik Schauenstein, und 26 Männer gingen einer anderen nichtselbständigen Beschäftigung nach. 26 weitere Haushaltsvorstände waren als selbständige Handwerker, Händler, Gastwirte, Musiker und anderes tätig. Die restlichen 81 Personen setzten sich aus Witwen und Invaliden zusammen. 7 von den nichtselbständigen Arbeitern, z. B. Bergleute, hatten als Nebenerwerb eine kleine Landwirtschaft, die etwa den früheren Köthnerstellen gleichzusetzen waren. Im 20. Jahrhundert nannte man sie „Kuhbauern“. Addiert man alle nichtselbständigen Haushaltsvorstände, so waren es insgesamt 137. Das ist das Achteinhalbfache der Anzahl der Bauern. In diesen Zahlen spiegelt sich noch einmal deutlich die Entwicklung Rolfshagens zum Industriearbeiterdorf im 19. Jahrhundert wider. Außerdem lässt sich erahnen, mit welcher Härte Rolfshagen, im Vergleich zu reinen Bauerndörfern, in den folgenden Jahren von der Arbeitslosigkeit betroffen war. Die arbeitslosen Rolfshäger nannten sich oft Erwerbslose statt Arbeitslose. Damit wollten sie sagen, dass sie jeden Tag irgendwelche Arbeit verrichteten, aber ohne Lohn. Nachdem die Inflation überstanden war, gab es ein kurzes wirtschaftliches Aufblühen. Auch Rolfshagen profitierte davon. Die kommunale Gemeinde kaufte Land und legte 1928 in Rolfshagen einen Friedhof an.

 

Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg:

Die Zeit nach dem Kriegsende 1945 brachte erneut einen starken Zuzug von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten, die hier blieben und heimisch wurden. Sie bekamen staatliche Fördermaßnahmen um sich ein neues Haus zu bauen zu können. So wurden in der Dorfmitte in Richtung Rinnehof (Blumenstraßen) neue Baugebiete ausgewiesen, und die Siedlung (Baumstraßen) wuchs mit ihren Häusern mit der Borsteler Siedlung am Bückeberg zusammen, so dass dort heute fast 600 Menschen wohnen. In den 50er/60er Jahren wurden auch ausländische Gastarbeiter und politische Flüchtlinge hier sesshaft. Um 1950 gab es in Rolfshagen mit der „Süßen Mutter“ 5 Gastwirtschaften, 2 Schlachtereien, 3 Schneidereien, 2 Bäckereien, 3 Textilgeschäfte, 3 Lebensmittelläden, 4 Läden der Konsumgenossenschaft, 1 Baugeschäft, 2 Busunternehmen.

 

Die Sommergäste:

Fast wäre Rolfshagen zum anerkannten Luftkurort geworden, wenn nicht der zweite Weltkrieg und seine Folgen den so verheißungsvollen Anfängen des Fremdenverkehrs in Rolfshagen ein jähes Ende gesetzt hätten. So war die Übernachtungszahl in den Sommermonaten des Jahres 1936 in Rolfshagen auf insgesamt etwa 1.100 angestiegen. Es wurden Hausprospekte gedruckt und in den Reisebüros größerer Städte, wie z. B. Bremen, ausgelegt. Auch durch Zeitungsanzeigen machte man weiterhin auf Rolfshagen im schönen Weserbergland aufmerksam. Es waren insbesondere die Bremer Gäste, die sich in Rolfshagen wohl fühlten. Die Übernachtungszahl stieg 1937 in den sechs Pensionen Rolfshagens auf insgesamt etwa das Doppelte des Vorjahres. Im Kriegssommer 1941 konnte man weit mehr als 3.000 Übernachtungen von Sommergästen verzeichnen.

 

Das Bergbad Sonnental:

In der Ratssitzung am 22. März 1951 fiel die Entscheidung für den Bau einer Badeanstalt in Rolfshagen. Der Sportverein, der CVJM Rolfshagen und viele Bürger des Dorfes halfen im „Hand- und Spanndienst“ bei den Erdarbeiten. So entstand am Südhang des Bückeberges das „Bergbad Sonnental“, durch das Rolfshagen weit über seine Grenzen hin bekannt werden sollte. Die feierliche Eröffnung des Bades fand am 21. Juni 1952 statt. Seitdem entwickelte sich das Bad immer mehr zu einem Treffpunkt für alle Altersgruppen. Es sollte auf jeden Fall eine 50 Meter lange Wettkampfbahn erhalten. So einigte man sich auf die Maße 50m x 20m inklusive Nichtschwimmerbereich und Sprunggrube. In den 80er Jahren, als Schwimmmeister Olschewski in den Ruhestand ging, drohte die Schließung des Bades. Die DLRG Rolfshagen übernahm die Initiative. Das Bad entsprach einfach nicht mehr dem Stand der Technik. Hier konnte nicht mehr repariert werden, es gab nur zwei Möglichkeiten: Schließung oder komplette Renovierung. Nach nur 16-monatiger Bauzeit und Sanierungskosten von insgesamt 2,1 Mio. DM, aufgeteilt auf drei Haushaltsjahre, wurde das neue Freibad am 22. August 1990 feierlich eingeweiht. Im Jahr 1995 bauten die Rolfshäger in Eigenleistung eine Beachvolleyballanlage auf die erweiterte Liegewiese und erhöhten damit noch einmal die Attraktivität des Bades. Im Jahr 2001 wurden Solaranlagen für die Badewasser- und Duschwasserbeheizung eingebaut.

 

Das kirchliche Leben in Rolfshagen:

Die frühere kirchliche Zugehörigkeit Rolfshagens ist eng mit der Entstehung des Dorfes verbunden. Die früh von den Edlen von Deckbergen im Borsteler Bruch angelegten drei Höfe gehörten seit ihrer Gründung zur Kirche Deckbergen. Die westlicher gelegenen drei Einzelhöfe und die Hagenhöfe wurden von Obernkirchen ausgehend angelegt. Seit ihrer Gründung gehörten ihre Bewohner daher zur Kirche Obernkirchen. Auch alle später in Rolfshagen errichteten Hausstellen zählten zur Kirchengemeinde Obernkirchen. Zu Gottesdiensten, Taufen oder Trauungen musste man nach Norden oder Süden über den Berg, um "seine" seine Kirche besuchen zu können. Die Verstorbenen wurden in Deckbergen und Obernkirchen beigesetzt. Als Rolfshagen im Jahre 1912 ein neues Schulgebäude bekam, wurde die Abhaltung eines Sonntagsgottesdienstes vertraglich festgelegt; er fand einmal im Monat in einem Schulraum statt. Die Enge des Schulraumes und der Schulbänke waren unbefriedigend und konnten kein Dauerzustand sein. 1928 wurde durch die Gemeinde ein Friedhof in Rolfshagen angelegt. Am 21. Oktober 1952 erfolgte der erste Spatenstich für die Christuskirche Rolfshagen, die erforderlichen Arbeiten erfolgten zum größten Teil durch freiwillige Helfer mit Hacken, Schaufeln und hölzernen Schubkarren. Am 14. März 1954 wurde die CHRISTUS KIRCHE ZU ROLFSHAGEN anlässlich eines Festgottesdienst durch den Landessuperintendent Larsch eingeweiht. Das Jahr 2000 brachte für die Kirchengemeinde eine gravierende Änderung: Das so genannte „verbundene Pfarramt“ wurde eingeführt. Praktisch bedeutete das, dass die Kirchengemeinden Kathrinhagen und Rolfshagen jetzt ein gemeinsames Pfarramt und nur noch eine Pfarrstelle hatten.

 

Die Schule, Tochter der Kirche:

Im Jahre 1764 wurde unter der Nr. 29 das erste Schulhaus erbaut. Neben einer Schulstube von etwa 17 mal 20 Fuß (ca. 30 Quadratmeter) Größe, hatte das Haus eine Lehrerwohnung. Vor 1764 fand der Schulunterricht im Winter in den Bauernstuben statt. Im Sommer war es nach wie vor schwierig, die Kinder in die Schule zu bekommen. Die Arbeit auf Hof und Feld hatte Vorrang. Bis 1851 war die Schülerzahl in Rolfshagen auf 76 angestiegen, der Schulraum reichte nicht mehr aus und man beschloss einen Neubau zu errichten. 1853 wurde die bisherige Schule abgebrochen und an gleicher Stelle, unter der gleichen Hausnummer 29, ein größerer Bau errichtet. Hatte der alte Schulraum eine Größe von 340 Quadratfuß, so war der neue 21 mal 29 Fuß (ca. 55 m²) groß, also rund 80 % größer. 1895 wurde ein zweites Schulhaus gebaut. Die stark angestiegene Schülerzahl machte es erforderlich. Es hatte die Hausnummer 100,  auf der Zankenburg gelegen. Die heutige Adresse lautet: Rolfshagener Straße 8. Bis 1905 trugen die Kirchen und Kommunen die Kosten der Schulen noch gemeinsam. Durch das Volksschul-Unterhaltungsgesetz vom 28.07.1906 erfolgte die Kommunalisierung der Volksschule. Die politischen Gemeinden wurden verpflichtet, die nun konfessionslosen Schulen ganz zu unterhalten.

 

Die Schule nach 1945:

Der Unterricht nach Kriegsende begann im Herbst 1945. Vom 01.01.1947 bis zum 31.12.1949 wurde in der Grundschule eine Schülerspeisung durchgeführt. Jeweils in der großen Pause erhielten die Schüler eine Milchspeise. 1951 betrug die Schülerzahl 231 Schüler: 123 Knaben und 108 Mädchen. Im Jahr 1962 konnte das Richtfest für den ersten Schulerweiterungsbau gefeiert werden. Die Einweihung dieses Anbaues erfolgte am 27.11.1963. Die nachträgliche vorgebaute Eingangshalle der Schule stockte man um einen Zeichensaal auf. Schon lange hegten Sportlehrer und Sportverein den Wunsch nach einer neuen Turnhalle, um den Sport nicht nur im Freien ausüben zu müssen. Dieser Wunsch wurde Wirklichkeit, und die neue Halle konnte im Februar 1970 eingeweiht werden. 1971 erfuhr die Volksschule in Rolfshagen eine gravierende Änderung. Sie wurde zur Mittelpunkt-Grundschule im Schulverbund Obernkirchen - Gelldorf - Rolfshagen. Nur die Klassen 1 bis 4 mit den Schülern aus Rolfshagen, Borstel, Poggenhagen und Bernsen blieben in Rolfshagen, ab Klasse 5 gingen die Schüler nach Obernkirchen zur Hauptschule. Zum 31.07.1976 wurde die Grundschule Rolfshagen geschlossen. Ab August mussten alle Schüler in die Mittelpunktschule Rehren fahren. Ein Schulbusverkehr wurde eingerichtet. In das Gebäude in Rolfshagen zog die Albert-Schweitzer-Schule aus Obernkirchen, Sonderschule für Lernbehinderte, ein. Im Jahr 1991 ist neben dem Spielkreis die erste Kindergartengruppe des Auetals eröffnet worden. Zuvor sind die Kinder aus Rolfshagen in den Kindergärten Krainhagen und Steinbergen betreut worden. Nachdem die Sonderschule im Jahr 2000 in ihren Neubau nach Obernkirchen ziehen konnte, war der Platz für weitere Betreuungsangebote frei. Im Februar 2004 bot der Kindergarten die erste Ganztagsbetreuung im Auetal an. Seit August 2006 gibt es eine separate „Krippengruppe“ für Kinder ab 18 Monaten. Bis auf zwei Räume, die der Sportverein nutzt, dem Ortsvorsteherbüro, dem Jugendtreff im Keller und einer Hausmeisterwohnung ist das Schulgebäude mit dem Kindergarten räumlich ausgelastet.

 

Die Turmuhr von Rolfshagen:

Die Uhr wurde 1911 von der Fabrik Eduard Korfhage & Söhne in Buer (heute Melle) erbaut. Sie wurde in den Schulneubau eingebaut und zusammen mit der Schule im Jahr 1913 eingeweiht. Es handelt sich um eine mechanische Uhr mit einer so genannten „Graham-Hemmung“. Die Glocken dienten nicht nur der Zeitansage, sie konnten im Bedarfsfall auch per Hand geläutet werden. Im Jahr 1939 wurden die Glocken abgebaut und zu Kriegzwecken eingeschmolzen. Erst 1949 wurden neue Glocken in der Glockengießerei J.F. Weule, Bockenem-Harz, gegossen. 1976 verstummten die Glocken, die Uhr stand still. Es hieß, das Uhrwerk sei nicht mehr reparabel. Mit Gründung des Fördervereins Rolfshagen-Aktiv entstand die Idee, die Turmuhr auch symbolisch für den Ort Rolfshagen aus ihrem langjährigen Schlaf zu wecken. Die von heimischen Fachwerkstätten genannten Reparaturkosten überstiegen jedoch die finanziellen Möglichkeiten des noch jungen Vereins erheblich. Daraufhin machte sich Peter Treff, seit über 30 Jahren Hobbyrestaurateur von alten Regulatoren, selbst an die Arbeit. Unterstützung fand er durch Ralf Pommerinke, der sich für die alte Mechanik interessierte und als engagierter Mitstreiter zum Erfolg beitrug. Nach ca. 450 Arbeitstunden (!) war es geschafft, und seit dem Jahr 2003 zeigt die Rolfshäger Turmuhr wieder pünktlich an, was die Stunde geschlagen hat.

 

 

           Vereinsleben:

  •  Männergesangverein: Der erste Verein in Rolfshagen wurde 1881 gegründet. Es war der Männergesangverein „Liederkranz Rolfshagen“. Wegen Mangel an geeigneten Sängern und Sängerinnen löste sich der Chor um 1960 auf. Der Kriegerverein oder auch Schützenverein entstand 1891 innerhalb des Männergesangvereins. Über Einzelheiten der Vereinstätigkeit ist nichts mehr bekannt. Man kann vermuten, dass es sich bei den Mitgliedern vorwiegend um Kriegsveteranen des Krieges 1870/71 gehandelt hat. Nach dem ersten Weltkrieg gab es eine Wiederbelebung oder Neugründung des Vereins. Nach dem zweiten Weltkrieg ist in Rolfshagen kein Kriegerverein mehr entstanden.
  • Turn- und Sportgemeinschaft Rolfshagen 1911 e. V.
  • Der Radfahrverein Wanderlust: Wann er gegründet wurde, weiß man nicht genau. Im Oktober 1919 war der Verein schon in Aktion. Man hatte sich eine eigene Vereinskluft zugelegt. Das Vereinslokal war die Gastwirtschaft „Zum Kühlen Grund“. Dort im Tanzsaal war genügend Platz zum Training. Manch junger Mann hätte auch gern mitgemacht, doch die Anschaffung eines Fahrrades war für viele finanziell noch nicht möglich. Das Ende dieses Vereins war eine Folge der Gleichschaltungsbestimmungen.
  • Mandolinenclub: Der Club hatte wohl etwa 15 aktive Mandolinenspieler und ein paar Lauten. Sicher werden auch noch einige Nachwuchsspieler dazu gehört haben. Es gibt leider keine schriftlichen Dokumente über diesen Verein. Lediglich einige ältere Bürger Rolfshagens erinnern sich noch an Auftritte und Zupfmusik des Mandolinenclubs, der mit der sanften Muse für manches Ohr ein Gegenpol zum Trommlerchor oder zur Blasmusik war.
  • DRK-Ortsverein Rolfshagen.
  • CVJM Rolfshagen e.V.
  • Sozialverband Deutschland e. V., und die
  • DLRG Ortsgruppe Rolfshagen e. V.